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Übergewichtschirurgie

Magenbypass, Magenband, Schlauchmagen – Referenzzentrum für Zweiteingriffe

Vor über 20 Jahren hat mich die Übergewichtschirurgie (Bariatrische Chirurgie von Baros = Griechisch «schwer» vergl. auch Barometer) gesucht. Sie haben richtig gelesen, nicht ich habe diese Spezialität gesucht, bloß gekannt aus meinen Stellen in den USA und Deutschland, sondern ein Berner Hausarzt ist 1992 wegen einer unglücklichen, jungen und 130 kg schweren Patientin an mich herangetreten. So ging’s los!

Bariatrische Chirurgie in der Klinik Beausite

Heute ist die Klinik Beausite mit um die 500 bariatrischen Eingriffen führend in der Schweiz. Ich habe um mich herum ein Team von sieben für diese Eingriffe von der SMOB (Swiss Group for Morbid Obesity) akkreditierten Chirurgen aufgebaut. Zusammen mit dem Team ist die Spitaldienstleistung gewachsen.
So verfügt die Klinik über eine rund-um-die Uhr frei zugängliche Notfallstation unabhängig von der Versicherungsklasse eines Patienten. „Wer bei uns operiert worden war wird im Notfall nicht abgewiesen“!

Die Intensivstation wird von uns nur selten in Anspruch genommen, wurde aber für  solche Situationen ausgebaut.  So wurden z.B. baulich aufwändige Patientenlifte in der Decke der IPS Kojen installiert. Man stelle sich vor, ohne diese Hilfe einen 150kg schweren, beatmeten, zur Mithilfe unfähigen Menschen zu pflegen, das Bett neu zu beziehen oder ihn von einer Seite auf die Andere zu „transferieren“!

An den hohen Fallzahlen der Übergewichtschirurgie sind alle Bereiche der Klinik gewachsen. Alle notwendigen medizinischen und technischen Bereiche stehen in der Routine aber auch mit Bereitschaftsdienst stets zur Verfügung.

Schwer übergewichtige Patienten sind bei uns längst keine Exoten mehr. Deren Akzeptanz ist natürlich geworden, sei es in der Cafeteria, im Röntgen, bei der Pflege oder wo auch immer.
Die einzelnen Chirurgen sind zwar selbständig aber wir arbeiten in Freundschaft und Respekt miteinander. Dies gewährleistet eine hohe fachliche Qualität auch bei Abwesenheit des jeweils Verantwortlichen.

Umfassende Betreuung und Nachsorge

Meine persönliche Dienstleistung für die bariatrische Patienten ist mit der integralen Abklärung und Nachsorge (www.zfbc.ch) umfassend und wird so den besonderen Umständen dieser Patienten gerecht. Krankhaftes Übergewicht ist unheilbar und lebenslänglich. Auch die bariatrische Chirurgie heilt nicht und streng genommen verändern wir ein gesundes (mit Ausnahme der Darmhormone) Verdauungssytem. Also ist es nach der Operation nicht mehr gesund.

Das stellt für viele Betroffene das eigentliche Für-oder Wider Dilemma der Übergewichtschirurgie dar.  Es ist immer eine Frage der Nutzen/Risiko Abwägung und das vor Augen (und eben nicht aus der Sicht eines nicht Adipösen) mit der gut dokumentierten Wirksamkeit hinsichtlich des „deadly quartets ( Adipositas, Diabetes II, Fettstoffwechselentgleisung, Hypertonie) mag die Wahl einfacher sein. Genau deswegen muss der Nachsorge der genau gleiche Stellenwert beigemessen werde, wie der Operation selbst: Professionell, strukturiert, langfristig und in Zusammenarbeit mit den Hausärzten. In meiner Nachsorge (www.zfbc.ch) an der Seilerstrasse 8 im City West Bern ist all das vorhanden und weit über meine Zeit hinaus modern ausgerichtet. Auch mein Nachfolger Dr.med.J.Zehetner Prof. UC USA ist bereits im Team integriert.

Magenbypass, Schlauchmagen (Sleeve), Magenband oder Anderes

Ich will mich an dieser Stelle nicht zu den Details der Operationen äußern. Deren Beschreibung finden sich zu tausenden im Internet. Bloß zu dem, was mir in meiner langen Erfahrung wichtig scheint:
Da wir nicht heilen und da immer neue Chirurgengenerationen und immer neue technischen Möglichkeiten erscheinen wird immer Neues propagiert. Die Neuheiten kommen häufig mit großem Getöse um dann im Langzeitverlauf deutlich an Momentum zu verlieren.

Dabei spielt Geld eine gewisse Rolle, sei es in der Schweiz , wegen der DRGs (für jeden Eingriff -Schlauchmagen, Magenbypass, Magenplikatur, Magenband, Scopinarooperation, Marceauoperation – gibt es von der Krankenkasse genau gleichviel Geld für das Spital) oder sei es im Ausland, wo Patienten sehr häufig die Operation aus eigenen Mitteln bezahlen. Gewinnoptimierung geht entlang dem Kostengefälle. Ein Schlauchmagen ist in der Schweiz um die tausend Franken billiger als ein Magenbypass. Für mich in der individuellen Evaluation sind Kosten jedoch kein Thema!

Schlauchmagen oder Magenbypass?

Der Langzeitverlauf ist es schließlich, welcher nebst den Risiken in der Behandlung einer unheilbaren Krankheit vor allem interessiert. In den USA wurden 2015 erstmals mehr Schlauchmagenoperationen als Magenbypässe durchgeführt.  Ich habe mit beiden Operationen viel Erfahrung und ganz persönlich zählen für mich folgende Unterschiede:

Vor- und Nachteile des Schlauchmagens

Beim Schlauchmagen gibt es kein zurück! 85% eines gesunden Magens sind beim Pathologen. Es gibt keinen Weg zurück. Das gebe ich v.a. jüngeren Patienten zu Bedenken.
Das Thema operatives Risiko beim Schlauchmagen:  Wirklich gefährlich sind Lecks an den von uns gemachten Nähten am Magen oder Darm. Während der drei Tage, welche die Patienten bei mir im Spital sind und von mir operiert worden waren, habe ich jedoch bei Ersteingriffen jahrelang kein Leck mehr behandeln müssen. Im Bereich von 1% kommen Patienten zwischen dem sechsten und dem zehnten Tag nach der Magen-OP mit einem Spätleck zurück. Lecks beim Magenbypass sind gut behandelbar, während dem Lecks nach Schlauchmagen sehr schwierig zum Abheilen zu bringen sein können. Eine Komplikationseskalation ist es, was ich am meisten fürchte (und erfahren habe).

Vor- und Nachteile des Magenbypass

Beim Magenbypass ist alles noch da, d.h. er kann rückgängig gemacht werden. Der Hauptnachteil des Magenbypasses im Vergleich zum Schlauchmagen ergibt sich aus der direkten Verbindung zum Darm. Dadurch können im Langzeitverlauf „Verschlingungen“ (innere Hernie, Darmverschluss) zu Notfallsituationen Anlass geben. Hinzu kommt die schnelle Passage des Essens in den Darm und damit der Hauptnachteil (persönliche Meinung) nach Magenbypass: Unterzuckerung (Hypoglykämie, Dumping). Dies betrifft viele Bypasspatienten aber nur bei sehr wenigen wird es invasiv behandlungsbedürftig. Die meisten Patienten kommen durch Anpassung der Ernährung gut damit zu Gang. Langzeiterfolg, Reoperationsraten, Speiseröhrenbelastung, Mangelerscheinungen sind für mich in der Beratung zweitrangig, es gibt dazu keine übereinstimmenden, richtungsweisende Daten.

Sterblichkeit nach bariatrischer Chirurgie

In der internationalen Literatur ist die Sterblichkeit bedingt durch die Übergewichtschirurgie zehn Mal geringer als bedingt durch die Adipositas. In Zentren mit viel Erfahrung liegt sie unter einem Prozent, was ganz erstaunlich ist, wenn man bedenkt, wie krank diese Menschen häufig sind und wie schwierig wegen des Gewichtes zu operieren.

Seit der Aera der laparoskopischen Chirurgie habe ich bei Ersteingriffen keinen einzigen Patienten verloren und, leider , einen nach einem Zweiteingriff. Diese Sicherheit könnte ich nie berichten, wenn das Umfeld in der Klinik Beausite nicht stimmen würde. Sie ist also eher Ausdruck des Teamerfolges als Erfolg einer one-man Show.

Zweiteingriffe nach bariatrischen Operationen

Aus dem oben genannten ergibt sich zwangsläufig dass Zweiteingriffe unvermeidlich sind. Einerseits kann die chirurgisch Veränderung im Laufe der Zeit (Langzeitergebnisse!) ihre Wirkung verlieren und andererseits können Komplikationen zu Nachfolgeindiktionen Anlass geben.  Zweiteingriffe sind mit höheren Risiken behaftet und bedürfen der interdisziplinären Beurteilung. In der Schweiz müssen diese in dazu zertifizierten Zentren – wie unserem – durchgeführt werden.

Das Magenband

Was ist eigentlich aus dem Magenband geworden? Dem Wunderimplantat, welches der ganzen Spezialität der bariatrischen Chirurgie überhaupt aus der Wiege geholfen hat?
Es fristet nur noch ein Randdasein und wird nur noch selten angeboten.

Aus meiner Sicht mit eben 2017 25 Jahren Erfahrung, sogar noch mit den festen Bändern (vertikale Gastroplastik),  sehe ich durchaus noch Indikationen für ein Magenband. Man bedenke, dass es bisher keine Operation gibt, welche das Gewicht definitiv kontrolliert.  Es wird immer technische Versager geben und als Folge davon Reoperationen nach bariatrischer Chirurgie.  Das Magenband ist sehr sicher und verändert die Anatomie nicht. Im langfristigen Verlauf „leiert“ die Speiseröhre leider bei den meisten aus und es kann nicht mehr genutzt werden.  Man kann aber durchaus 10-15 Jahre gewinnen, wenn man bedenkt, wie wenig Einfluss das Magenband auf Vitamine und Spurenelemente hat.  Operative Komplikationen gibt es keine zu befürchten und in hunderten von Umwandlungsoperationen vom Magenband zum Magenbypass oder Magenschlauch habe ich keine zusätzlichen Risiken zu verzeichnen. Das macht ein Magenband meiner Meinung nach vor Allem bei jungen Patienten nach wie vor zur Option. Derzeit haben wir immer noch über 300 Magenbandpatienten mit z.T. bald 20 jähriger „Tragezeit“ unter Betreuung.

EINFACH ERKLÄRT

Filmberichte & Vorträge über Saures Aufstossen, Speisenröhrenkrebs, Nachsorge und weiteren medizinischen Themen.